Bereits im Jahr 2022 hat die Trägerschaft des Projektes AppElle! (die Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern und Solidarité femmes Biel und Region) beschlossen, das dreijährige Pilotprojekt bis Ende 2024 zu verlängern. Dadurch entsteht für Betroffene von häuslicher Gewalt keine Angebotslücke, bis die nationale Opferhilfe-Hotline im Kanton Bern umgesetzt ist.
Der Beginn der nationalen Hotline verzögert sich erneut – voraussichtlich bis mindestens Ende Oktober 2025. Die Trägerschaft hat deshalb das Projekt AppElle! nochmals um ein Jahr verlängert, bis maximal Ende 2025.
Da der Bedarf an Kriseninterventionen – oft auch verbunden mit Notunterbringungen in einem Frauenhaus oder einer anderen Notunterkunft – im Verlauf der letzten Jahre stetig gestiegen ist, wäre eine Angebotslücke mit erheblichem Mehraufwand für die Opferhilfe-Beratungsstellen verbunden. Diese sind bereits heute massiv überlastet und könnten eine gesteigerte Nachfrage nicht ohne zusätzliche Ressourcen auffangen.
Die diversen Verlängerungen verursachen für die involvierten Organisationen Planungsunsicherheit und von allen wird grosse Flexibilität gefordert. Die Opferhilfe-Beraterinnen müssen sich immer wieder auf einen neuen Anstellungshorizont einstellen.
Die Umsetzung der nationalen Hotline wird während der Bürozeiten von der allgemeinen Opferhilfestelle BOH betreut. Ausserhalb der Bürozeiten sowie an Wochenenden und Feiertagen übernehmen Freiwillige der Dargebotenen Hand die Erstberatung für gewaltbetroffene Frauen und Kinder. Ein Bereitschaftspikett von Opferhilfe-Beraterinnen des Frauenhauses Bern unterstützen sie im Hintergrund.
Die Entscheidung der kantonalen Direktion für Gesundheit, Soziales und Integration (GSI), künftig Freiwillige als Erstkontakt einzusetzen, hat Unverständnis ausgelöst. Dies steht im Widerspruch zur Istanbul-Konvention, die besagt, dass die nationale Hotline von ausgebildetem Fachpersonal geführt werden soll.
Die Anzahl Anrufe ist im fünften Projektjahr leicht gesunken. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass im Jahr 2024 keine Werbung mehr gemacht wurde. Gleichzeitig hat die Anzahl Notunterbringungen und der erstmalig beratenen Personen erneut zugenommen. Dies zeigt deutlich, dass das Angebot einem grossen Bedarf entspricht.
Die Hotline wird rund um die Uhr genutzt. In der Nacht gehen deutlich weniger Anrufe ein als tagsüber. Gleichzeitig ist die Anzahl der Anrufe ausserhalb beinahe doppelt so hoch wie jene während der Bürozeiten.
Die meisten beratenen Menschen sind direkt von häuslicher Gewalt Betroffene. Immer wieder informiert AppElle! jedoch auch Angehörige von gewaltbetroffenen Frauen sowie Fachpersonen über Opferhilfe und Handlungsmöglichkeiten. Wenn die Polizei eine Notunterkunft für eine Frau in einer akute Gewaltsituation sucht, wendet sie sich ebenfalls an AppElle!.
Unser herzlicher Dank geht an das AppElle!-Team, das die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen mit Fachkompetenz, Engagement und Empathie berät, mit ihnen in Krisensituationen nach schnellen Lösungen sucht und trotz unsicherem Planungshorizont dem Projekt treu bleibt.
Genauso möchten wir uns bei allen Spender:innen bedanken, die das Projekt über die vier Jahre solidarisch unterstützt haben und bei der Direktion für Gesundheit, Soziales und Integration des Kantons Bern (GSI), die die geleisteten Beratungsstunden entschädigt und damit unter anderem die Verlängerung des Projektes ermöglicht hat.
Ein grosses Merci auch dem Stiftungsrat der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern sowie dem Vorstand von Solidarité femmes Biel und Region, welche das Projekt im Interesse der gewaltbetroffenen Frauen und ihrer Kinder bereits dreimal verlängert haben.
Nicht zuletzt möchten wir uns auch bei der Steuergruppe und den Koordinatorinnen in den drei Frauenhäusern, die sich für die stete Weiterentwicklung des Projektes einsetzen, von Herzen bedanken.
Christine Meier
Projektleiterin AppElle!
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